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Überbiss (Prognathie)

Beim Überbiss (Angle-Klasse II) steht der Oberkiefer vor, weil er im Verhältnis zum Unterkiefer zu groß (Maxilläre Prognathie) bzw. der Unterkiefer zu klein ist (Mandibuläre Retrognathie). Die oberen Schneidezähne haben dadurch zu viel Abstand von den unteren Schneidezähnen. Im Normalgebiss beträgt er nur etwa zwei Millimeter. Diesen Zwischenraum zwischen den Schneidekanten der oberen und unteren Zähne nennt man „Frontzahnstufe“.

Die oberen Schneidezähne können dabei nach außen gekippt (Angle-Klasse II/1) oder nach innen verschoben (Angle-Klasse II/2) sein. Gelegentlich sind auch nur die mittleren Schneidezähne nach innen gekippt, während die äußeren nach außen weisen.

Nach innen gekippte obere Schneidezähne können Druck auf die unteren Schneidezähne ausüben und diese ebenfalls nach innen verschieben. Dann entsteht ein Deck-/Tiefbiss: Bei geschlossenen Zahnreihen sind nur die Schneidezähne des Oberkiefers zu sehen.

Je nach Ausprägung des Überbisses können folgende Probleme entstehen:

  • Bei einem Sturz ist das Verletzungsrisiko für die oberen Schneidezähne erhöht.
  • Das Abbeißen mit den Schneidezähnen kann stark erschwert sein.
  • Wenn der Überbiss den Mundschluss beeinträchtigt, ist das Risiko für eine Karies insbesondere der oberen Schneidezähne erhöht, weil sie nicht mehr genügend vom Speichel umspült werden. Außerdem kann es zur ungünstigen Mundatmung kommen, die mit häufigen Erkrankungen der oberen Atemwege einhergeht.
  • Nicht zuletzt beeinträchtigt ein Überbiss das Gesichtsprofil („fliehendes Kinn“, „Hasenzähne“)
Überbiss - Angleklasse 2.1
Überbiss - Angleklasse 2.2

Ein Überbiss ist oft erblich bedingt. Eine Fehlstellung der Frontzähne kann aber auch durch ungünstige Angewohnheiten („Habits“) wie Daumenlutschen oder Pressen der Zunge gegen die Schneidezähne entstehen. Können dem Kind bis zum dritten Lebensjahr diese Angewohnheiten abgewöhnt werden, ist eine weitere Behandlung oft nicht notwendig. Denn in diesem Alter befindet sich der Kiefer noch in der Wachstumsphase und der Fehler kann sich „auswachsen“.

Im Kindes- und Jugendalter wird durch entsprechende Zahnspangen das Wachstum des Unterkiefers gefördert bzw. das Wachstum des Oberkiefers vermindert.

Je nach Art und Ausprägung des Fehlbisses können unter anderem folgende Apparaturen eingesetzt werden:

  • funktionskieferorthopädische Geräte
  • Aktive Platte
  • Feste Zahnspange (mit Gummizügen vom Ober- zum Unterkiefer oder Herbst-Scharnier)

Bei Erwachsenen ist eine kieferorthopädische Behandlung insbesondere bei einem stark ausgeprägten Überbiss in aller Regel nicht mehr ausreichend, da das Kieferwachstum abgeschlossen ist. Bei ihnen kann eine kombinierte kieferorthopädische/kieferchirurgische Therapie durchgeführt werden.