Vorbiss
Bei einem Vorbiss (Angle-Klasse III) ist der Unterkiefer im Verhältnis zum Oberkiefer zu lang (Mandibuläre Prognathie) bzw. der Oberkiefer im Verhältnis zum Unterkiefer zu klein (Maxilläre Retrognathie).
Das beeinträchtigt den Zusammenbiss der Zähne: Die unteren Schneidezähnen beißen über die oberen Schneidezähne (frontaler Kreuzbiss). Den Abstand zwischen den Kanten der Schneidezähne im Ober- und Unterkiefer nennt man Frontzahnstufe. Sie wird bei einem Vorbiss in Millimeter und mit einem Minuszeichen angegeben, z. B. - 4mm: Die unteren Schneidezähne stehen vier Millimeter vor den oberen Schneidezähnen.
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Wie wirkt sich ein Vorbiss aus?
Durch die Stellung der Schneidezähne ist das Abbeißen und Kauen beeinträchtigt. Die Fehlstellung der beiden Kiefer belastet außerdem die Kiefergelenke, die sich dadurch frühzeitig abnutzen und schmerzen können. Nicht zuletzt wirkt sich ein Vorbiss negativ auf die Gesichtsform und das Profil aus. Durch das übermäßig groß erscheinende Kinn wirkt das Gesicht oft „grimmig“ und ein optimaler Mundschluss ist oftmals nicht möglich.
Ein Vorbiss wird in der Regel vererbt. Wenn ein Elternteil davon betroffen ist, sollte daher bereits das Milchzahngebiss kieferorthopädisch untersucht werden.
Im Kindes- und Jugendalter wird das Wachstum des Unterkiefers gehemmt und das des Oberkiefers gefördert. Bei einem starken Vorbiss ist oft bereits ein Beginn der Behandlung im Milchzahngebiss sinnvoll. Nicht immer reicht die kieferorthopädische Therapie aus, um einen Vorbiss zu korrigieren. Sobald das Kind ausgewachsen ist, wird, sofern erforderlich, eine kieferchirurgische Therapie vorgenommen.
Im Verlauf der Therapie können je nach Ausprägung der Fehlstellung folgende Apparaturen verwendet werden:
- Funktionskieferorthopädische Geräte (Funktionsregler, Bionator)
- Außenzahnspangen (Kopf-, Kinnmaske; Delaire-Maske)
- Feste Zahnspange
Bei Erwachsenen kann ein Vorbiss in der Regel nur mit einer ergänzenden kieferchirurgischen Therapie behandelt werden.